Sa, 3. Mai 2008

Der Musterprofi

Der FC Augsburg erlebt eine Saison zum Abhaken. Als Geheimfavorit wurden sie in die Spielzeit geschickt. Nun geht es darum, den Klassenerhalt zu sichern. Lars Müller ist dabei Kämpfer in der ersten Reihe. Und an der Bande steht mit Holger Fach bereits d

„Geheimfavorit? Das ist doch immer so eine Sache. Wir gehen in unsere zweite Zweitligasaison und man sagt doch, das zweite Jahr ist immer das schwierigste“, hatte Müller gesagt. Und wenige Wochen später wussten alle, dass dieses verflixte zweite Jahr ein ganz, ganz mühsames werden würde. Den Vorgeschmack auf eine denkbar turbulente Spielzeit erlebten die Augsburger denn auch im Auftaktspiel. Gegen 1860 München ging das Team von der Rosenau trotz guter Leistung mit 2:6 unter. Es war eines dieser Spiele, in dem sich alles gegen die Augsburger verschworen zu haben schien. Und es war der Beginn einer langen Liste von kleinen und großen Fehlern. „Irgendwann hat es sich summiert“, sagt Müller, „Kleinigkeiten haben ganze Lawinen ausgelöst.“

Im Tableau bedeutete dies, dass Augsburg rasch dahin rutschte, wo niemand den Klub vermutet haben wollte: nach unten. Zunächst hatte Trainer Rainer Hörgl genug, nun musste auch sein Nachfolger Ralf Loose gehen. Ruhe und Kontinuität sehen anders aus. Mit Holger Fach wurde ein neuer Trainer präsentiert, der nun die Saison zu einem versöhnlichen Ende führen soll. Lars Müller nimmt den Personaltausch auf dem Trainerstuhl gelassen auf. Er hat in seiner Karriere schon viele Trainerwechsel erlebt. Wie viele, weiß er selber nicht mehr. In Nürnberg waren es drei Trainer in fünf Jahren, in Augsburg nun gar drei in einem Jahr. In Aachen hatte er eine ruhige Zeit erwischt und nur unter einem Trainer gearbeitet. „Ändern kann man so einen Wechsel ohnehin nicht. Das war immer so und wird immer so sein“, sagt er.

In Augsburg setzen sie nun auf den Fach-Effekt: den so schnell wie möglich gesicherten Klassenerhalt. „Es ist so, wie es nach einem Trainerwechsel so ist. Es weht ein neuer Wind, ein anderer Wind. Die tägliche Arbeit sieht immer anders aus“, erzählt Müller. „Aber Fußball bleibt immer Fußball.“ Und den können die Spieler des FC Augsburg nicht verlernt haben. Zur Erinnerung: Die Mannschaft, die in diesem Jahr einfach nicht in Tritt kommen will, ist gespickt mit gestandenen Profis. Für die Abwehr stehen Uwe Möhrle (114 Bundesligaspiele), Ingo Hertzsch (227 Bundesligaspiele), Timo Wenzel (106 Bundesligaspiele) und Roland Benscheider (12 Bundesligaspiele) zur Verfügung. Hinzu kommt der ehemalige tschechische Nationalspieler Vaclav Drobny, der auch schon für Aston Villa in der Premier League auflief. Doch eine Idealformation ist vier Runden vor Saisonende noch nicht gefunden worden.

Im Mittelfeld stehen neben dem 116-Bundesligaspiele-Mann Müller unter anderem der marokkanische Nationalspieler Mourad Hdiouad, der technisch-starke Brasilianer Elton da Costa und der slowakische Auswahlspieler Peter Hlinka im Kader – mehr Erfahrung geht kaum. Und die Abteilung Attacke bilden mit Michael Thurk, Imre Szabics, Felix Luz, Froylan Ledezma oder Momo Diabang Spieler, die jeder Spitzenmannschaft helfen sollten. „Wir haben schon einen guten Kader, aber das ist auch kein Selbstläufer“, fasst der ehemalige U21-Nationalspieler Müller zusammen. Aber warum kommt diese Mannschaft nicht in Tritt. Ein großes Plus des Vorjahres schlägt in diesem Jahr wie ein Bumerang zurück. „Wir haben nicht so die Schlüsselspieler wie andere Mannschaften – dadurch waren wir immer schwer ausrechenbar. Wir haben viele erfahrene Leute, aber in dieser Situation fehlen wohl Schlüsselspieler, die das Sagen haben“, urteilt Müller. Hier ist der Trainer gefragt, dem Kader eine Struktur zu geben – auch im Hinblick auf die nächste Saison. „Wir werden alle froh sein, wenn es gut ausgeht. Aber die Saison wird schon in den Köpfen stecken bleiben“, sagt Müller. Es ist eine Saison zum Abhaken. So viel ist jetzt schon klar.

Die Ambitionen des FC Augsburg haben in diesem Jahr jedenfalls einen Dämpfer erhalten. Geschäftsführer Andreas Rettig hat große Pläne mit dem Klub – neue Spielstätte, starke Mannschaft, große Perspektive. So hatte es sich der Mann, der vom 1. FC Köln kam, vorgestellt. Doch nun zählt erst einmal das Hier und Jetzt. Ein paar Punkte fehlen noch, um auch im nächsten Jahr sicher in der 2. Liga dabei zu sein.

Der 32-jährige Müller wird bis zum Ende das tun, was er immer tut: alles geben! Auch auf dem Tivoli, dort wo er von 1999 bis 2001 im Trikot der Alemannia auflief. Ein besonderes Spiel? „Besonders? Jedes Spiel ist ein besonderes Spiel“, sagt er und klingt wie der Musterprofi, den sich jeder Trainer wünscht. Mit seinem großen Einsatz und der schier unendlichen Energie hat er sich auch auf dem Tivoli viele Freunde gemacht. Die in der Mannschaft sind mittlerweile in alle Himmelsrichtungen verstreut, dafür trifft er mit Thomas Stehle auf einen alten Freund aus Nürnberger Tagen. „Ich freue mich, mal wieder zu einem Spiel auf den Tivoli zu kommen. Und ich freue mich vor und nach dem Spiel Thomas zu treffen“, sagt Müller. Und: „Dazwischen wird gekämpft!“ Neu-Trainer Holger Fach wird dies gerne hören.

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